Was ist Freiheit? – 1 Korinther. 8, 1-13

„Seht aber zu, dass diese eure Freiheit für die Schwachen nicht zum Anstoß wird!“
(1. Korinther 8, 9)

Paulus schreibt hier an eine Gemeinde, die über der Frage zerstritten ist, ob das auf dem Markt verkaufte Opferfleisch gegessen werden darf oder nicht. Wie leider oft der Fall, äußern beide Seiten heftige Argumente, was dazu führt, dass die Einheit des Leibes nicht mehr gegeben ist. Und auch hier möchte Paulus mit seiner Antwort nur eines bewirken: Er wünscht sicht, dass Ausgewogenheit in Bezug auf Lehre und unterschiedliche Meinungen in die Gemeinde kommt, und dass die Geschwister dann ihrer Hauptaufgabe wieder nachkommen, nämlich die Gute Botschaft in die Welt hinaus zu tragen.

Heute stellt sich die Frage, ob Opferfleisch gegessen werden darf, nun nicht mehr für uns. Aber wir haben andere Themen, die oftmals die Gemüter erhitzen und zu Spaltungen führen können. In der Gemeinde von Korinth gab es Menschen, die genau wie einige heute sagen: “Ich bin frei in Jesus, und so kann ich nun tun und lassen, was ich will.“ Der Apostel macht hier klar, dass es in einer Gemeinde unterschiedliche Meinungen über Gewohnheiten und Freiheiten geben mag. Das Wichtige aber ist es, dass wir alle lernen, so weit wie möglich Rücksicht auf die Meinungen anderer zu nehmen und selbst kein Anstoß sind.

So sind die Worte des Apostels Paulus auch noch wichtig und aktuell für uns: „Ihr lebt nach dem Grundsatz: ‚Alles ist erlaubt!’ Ich antworte darauf: Aber nicht alles, was erlaubt ist, ist auch gut. Alles ist erlaubt, aber nicht alles baut die Gemeinde auf. Denkt bei dem, was ihr tut, nicht nur an euch. Denkt vor allem an die anderen und daran, was für sie gut ist.“ (1. Korinther 10,23-24) Wir leben und dienen Jesus nicht nur, damit wir unsere eigenen persönlichen Ansichten und Wünsche durchsetzen, sondern um in verbindlicher Gemeinschaft durch unser Leben und unsere Taten andere dazu anzuspornen, Jesus treu nachzufolgen und ein ausgewogenes Glaubensleben zu führen. Unser Zeitalter ist stark geprägt von Individualismus – jeder ist bereit, für seine persönlichen Interessen zu kämpfen und sie durchzusetzen.
Für diejenigen, die aber vom Geist Gottes geleitet sind, soll es das Wichtigste sein, dass die Ortsgemeinde, gestärkt, auferbaut und einig ist.

Paulus hält nicht zurück und bringt klar zum Ausdruck, dass alle Erkenntnis und Wissen kein Ersatz für echte Liebe und Beziehungsfähigkeit im Leib Christi sind. „Wir wissen zwar, dass wir alle die Fähigkeit haben zu erkennen, was richtig ist. Doch richtige Erkenntnis allein führt leicht zum Hochmut, Liebe dagegen baut die Gemeinde auf.“ (1. Korinther 8,1b) Brian Hathaway schätzt, dass ungefähr 44% der Briefe des Neuen Testaments sich damit befassen, dass wir mit unseren Geschwister in der Gemeinde gut auskommen sollen. Im Vergleich dazu beschäftigen sich nur ungefähr 4% die Briefe mit geistlichen Gaben. Wie wir miteinander umgehen und Rücksicht aufeinander nehmen ist lebenswichtig in Gottes Augen.

Paul Clark